Der „König der Tiere“
Den „König der Tiere“ haben sie ihn genannt, und bis heute heißt es in Hamburg nicht „wir gehen in den Zoo“, sondern „wir gehen zu Hagenbeck“. Carl Gottfried Wilhelm Heinrich Hagenbeck, geboren am 10. Juni 1844 als Sohn eines Fischhändlers, kam schon früh zu seiner Berufung: Sein Vater hatte im Jahr 1848 von Elbfischern sechs Seehunde als Beifang bekommen, die der vierjährige Carl gegen Eintritt im heimischen Waschzuber präsentierte. Schnell wurde aus dem väterlichen Fischhandel ein erfolgreicher Tierhandel, den Carl im Alter von 15 Jahren bereits erfolgreich fortzuführen begann und bald selbst übernahm. Da mittlerweile in ganz Deutschland zoologische Gärten gegründet wurden, wuchs der Bedarf an exotischen Tieren enorm, und der junge Tierhändler Carl schickte Expeditionen nach Afrika und bald in die ganze Welt, um diese Nachfrage zu befriedigen.
Im Jahr 1874 eröffnete Hagenbeck schließlich seinen ersten eigenen kleinen Tierpark in Hamburg, der die Besucher in Scharen anzog. Dazu begann er, aus heutiger Sicht ein sehr fragwürdiges Konzept, in seinen sogenannten „Völkerschauen“, exotische Menschen, etwa Inuit, Afrikaner oder amerikanische Indianer zu präsentieren. Bis in die 30er-Jahre hinein wurden in diesen Schauen die sogenannten „Wilden“ vorgeführt, machten Hagenbeck berühmt und sorgten für klingende Kassen. Dass einmal ein ganzes Inuit-Dorf an Pocken starb, weil man vergessen hatte, sie zu impfen, wurde vermutlich als geschäftliches Risiko verbucht. Riskant war auch Hagenbecks Tierhandel, oft verendeten exotische Tiere beim Transport und mehrmals verlor Hagenbeck so gigantische Summen. Um wieder Geld zu verdienen, verfiel Hagenbeck auf neue Ideen: 1887 wurde ein Circus gegründet, zusätzlich zog man mit Raubtiershows durch die Lande.
Im Jahr 1907 erfüllte sich Hagenbeck schließlich einen Traum und eröffnete seinen neuen Tierpark, in dem er die Tiere „wie in freier Wildbahn“ präsentieren konnte. Das Konzept war revolutionär: Statt durch Gitter waren die Tiere durch Wassergräben voneinander und von den Besuchern getrennt. Ein Konzept, das sich weltweit durchsetzen sollte. Als Carl Hagenbeck vor 100 Jahren starb, war er berühmt, und in der ganzen Welt brachten Zeitungen die Nachricht von seinem Tod. Sein Tierpark, der einzige private Zoo in Deutschland, ist noch heute in Familienbesitz und ein beliebtes Ausflugsziel.
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