Ein „Blutsäufer“ im Vatikan: Julius II.
Seine Zeitgenossen nannten ihn „Il Papa Terribile“, den „schrecklichen Papst“, auch als „Kriegerpapst“ war er bekannt und Martin Luther bezeichnete ihn gar als einen „Blutsäufer“: Papst Julius II., der heute vor 500 Jahren im Amt das Zeitliche segnete, galt als ebenso entschlossene wie jähzornige Persönlichkeit. Geboren am 5. Dezember 1443 als Giuliano della Rovere machte sich der Vater von drei Töchtern zunächst als Heerführer im Dienste der Kurie verdient, bevor er am 1. November 1503 nach nur eintägigem Konklave zum Nachfolger des nur 26 Tage herrschenden Pius III. gewählt wurde. Eine seiner ersten Amtshandlungen war die Gefangennahme des Cesare Borgia, sein sehnlichster Wunsch die Vereinigung der italienischen Halbinsel unter der Führung des Papsttums.
Zum Schutz des Vatikans rief Julius II. im Jahre 1506 die Schweizergarde ins Leben, außerdem wollte der kunstsinnige Mäzen die größte und prächtigste Kirche des Erdkreises erbauen und ließ am 18. April 1506 den Grundstein für den Petersdom legen. Den Beinamen „Der Schreckliche“ verdiente er sich, weil er seinem Architekten freie Hand ließ, der seinerseits eine Schneise der Zerstörung durch Rom schlug, um Platz für neue Straßen und Plätze zu schaffen. Michelangelo beauftragte er mit der Ausmalung der Sixtinischen Kapelle, berühmt ist das Porträt, welches Raffael von ihm malte. Seinen größten Triumph feierte er kurz vor seinem Tod: Mit Hilfe von Schweizer Söldnern wurden die Franzosen aus Italien vertrieben. Als gnadenloser Heerführer verdiente der Papst sich Luthers Schmähung als „Blutsäufer“, zur Finanzierung all seiner Unternehmungen forcierte er den Ablasshandel – was letztendlich Martin Luther zur Verkündung seiner berühmten Thesen animierte. Sein Porträt ziert auch einen Kleinbogen mit Briefmarken, den der Vatikan und die Schweiz als Gemeinschaftsausgabe zum Thema „500 Jahre Schweizergarde“ herausbrachten.