Marke der Woche: 1000 Jahre
Unsere aktuelle Briefmarke der Woche stammt aus Spanien und beschäftigt sich mit einer spannenden Epoche Europas. Anlass ist der 1000. Jahrestag der Gründung des Königreichs Granada. Das Datum 1013 bezieht sich auf die erste auonome Herrschaft, die sich um die Stadt herum etablieren konnte, als der berberische Heerführer Z?w? ibn Z?r? die von Bürgerkriegen arg in Mitleidenschaft gezogene Stadt „Garnata“ eroberte. Seit dem Ende des Westgotenreichs 712 hatte sich Spanien unter dem Kalifat von Cordoba zu einem pulsierenden, multiethnischen Zentrum der Kunst und Kultur entwickelt. Doch lag dem Kalifat bereits der Keim des Untergangs in der Wiege. Zu viele Fürsten stritten um ihre Unabhängigkeit und untergruben fortwährend die Zentralgewalt. Mit dem Untergang Cordobas zerfiel die Region in zahlreiche unabhängige Kleinreiche, die Taifa-Königreiche, die zwar weiterhin prunkvollen Lebensstil pflegten, sich jedoch in andauernden Kleinkriegen untereinander schwächten und so der späteren „Reconquista“ – also der Rückeroberung – durch die christlichen Königreiche des Nordens die Tore öffneten.
Granada blühte unter den Ziriden, also den Nachfolgern des Eroberers Ziri, zu einem wichtigen politischen Zentrum in al-Andalus auf, doch Bruderkämpfe ließen das Geschlecht der Fürsten erlöschen. So fiel das Königreich als erstes den nach Spanien dringenden Almoraviden zum Opfer. Diese Berber-Dynastie aus der Westsahara war von den andalusischen Emiraten ins Land gerufen worden, um sie beim Abwehrkampf gegen die vordringenden Christen zu unterstützen. Diese wurden durchaus geschlagen, doch ließen sich die erfolgreichen Retter gleich als neue Herrscher im Lande nieder. Die strenggläubigen und puritanischen Almoraviden veränderten das gesellschaftliche Klima nachhaltig. Lebten vorher Moslems, Juden und Christen, wenn auch nicht in rechtlicher Gleichstellung, so doch in gegenseitiger Toleranz und kultureller Befruchtung miteinander, begannen religiöse Fragen zunehmend in das soziale Leben einzudringen. Gleichwohl nahm der Glanz der Stadt Granada zu, die neuen Herrscher errichteten prachtvolle Bauten.
Doch das weitgestreckte Reich der Almoraviden, dessen Einflussbereich bis nach Ghana reichte, verlor auf dem afrikanischen Kontinent seinen Zusammenhalt. Truppen wurden aus Spanien abgezogen, einzig Sevilla, Granada und die Balearen blieben vorerst almoravidisch. Mitte des 12. Jahrhunderts setzte schließlich ein weiteres Berber-Geschlecht auf die spanische Halbinsel über: die Almohaden. Diese hatten bereits im Maghreb die Almoraviden bekämpft, nun übernahmen sie die Rolle des Verteidigers der spanischen Muslime gegen die Christen des Nordens. Die noch stark dem nomadischen Lebensstil verbundenen Almohaden vermochten ein letztes Mal die nördlichen Grenzen erfolgreich zu stabilisieren, doch verachteten sie die in ihren Augen dekadente Stadtkultur der spanischen Muslime. Gleichzeitig erschöpften auch sie sich in endlosen Bruderkämpfen.
1232 gelangte schließlich der arabischstämmige Muhammad ibn Yusuf ibn Nasri in Granada an die Macht. Er begründete das Geschlecht der Nasriden, die 260 Jahre lang, bis zum Untergang des Emirats von Granada, die Geschicke des Landes führen sollte. Von geschickter diplomatischer Art, schloß Muhammad mit dem kastilischen Herrscher Ferdinand III. einen Lehensvertrag, gleichzeitig paktierte er mit den Berberherrschern des Maghreb. Doch vermochten auch die Nasriden nicht den Verlauf des Schicksals aufhalten. Die christlichen Reiche drängten weiter nach Süden, Granada wurde zunehmend zum letzten muslimischen Bollwerk. Die Region litt chronisch an Überbevölkerung. Doch mittels einer innovativen Ingenieurskunst, insbesondere im Wasserbau, vermochte man die Ernährung sicherzustellen.
Eine letzte Intervention berberischer Truppen endete erfolglos. Im 14. Jahrhhundert vermochte Granada noch einmal machtpolitisch seine Sphäre zu erweitern, indem es die Meerenge von Gibraltar unter seine Herrschaft brachte, doch hatte dies einen gemeinsamen Gegenschlag der nordafrikanischen Berber und der mit diesen verbündeten spanischen Christen zur Folge. Die Nasriden von Grenada konnten nicht anders, als sich mit den siegreichen Christen zu arrangieren. Tribute wurden gezahlt, die Schmälerung des Gebietes hingenommen. Doch mit der Vereinigung Kastiliens und Aragons unter den „katholischen Majestäten“ Ferdinand und Isabelle 1479 war das Ende des letzten muslimischen Reiches auf der spanischen Halbinsel besiegelt. Von 1482 bis 1492 verteidigte sich das mittlerweile in Bürgerkriegen zerfallende Granada hartnäckig gegen die eindringenden spanische Heeren, doch am 2. Januar 1492 kapitulierte Muhammad XII. Granada wurde Teil des Königreichs Kastilien.
Die politischen und wirtschaftlichen Führer verließen bald das Land in Richtung Nordafrika. Sie sahen voraus, dass die versprochene religiöse Toleranz unter der katholischen Herrschaft nicht eingehalten würde. In den folgenden Jahrhunderten wurden in der Tat zahllose Juden und Muslime vertrieben oder in Progromen getötet, womit Spanien seine eigene Wirtschaftskraft nachhaltig schwächen sollte. Vielleicht bietet die Würdigung des alten Reichs von Granada Anlass, sich mit der hochinteressanten Geschichte der arabischen Epoche Spaniens zu beschäftigen.
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