Marke der Woche: UFOs und IFOs
Unsere heutige Briefmarke der Woche stammt aus San Marino. Sie verweist auf das 19. Internationale UFO-Symposium in San Marino am 23. und 24. MĂ€rz 2013. Das Motiv auf der Briefmarke ist ein waschechtes Ufo ĂŒber dem Monte Titano. Naja, also zumindest ist es durchschnittlich echt im weiteren Sinne. Es kann mit allen anderen UFOs durchaus mithalten. Glauben Sie an UFOs? Falls ja, dann ist dieser Beitrag vermutlich nichts fĂŒr Sie. Tut mir leid…
âUFOâ bedeuted âUnidentifiziertes Flugobjektâ und entstammt dem militĂ€rischen Umfeld, als zu Beginn des kalten Krieges die beiden BlockmĂ€chte um Luft- und AufklĂ€rungshoheit rangen. Enorme Summen wurden in Superflieger gesteckt, die mit hochauflösenden Bildgebungsverfahren in fĂŒr den Gegener nicht erreichbaren Höhen das Feindesland nach verdĂ€chtigen oder bedrohlichen AktivitĂ€ten untersuchen sollten. Vor diesem Hintergrund war sicherlich jedes âObjektâ, welches in den eigenen Luftraum eindrang, mit allem nur erdenklichen Aufwand aufzuspĂŒren, zu identifizieren und wenn möglich abzufangen. Ein besonders putziges FluggerĂ€t war die Avro Canada VZ-9AV, eine echte fliegende Untertasse, entworfen vom kanadischen MilitĂ€r. Dieses 10-Millionen-Dollar-Projekt hatte nur die SchwĂ€che, dass es mit 48 Stundenkilometern Geschwindigkeit und einer Flughöhe von 90 Zentimetern selbst einem handelsĂŒblichen KĂ€nguru unterlegen war, ganz zu Schweigen von einem Kommunisten auf einem russischen Steppenpony. (âŠweiterâŠ)
Doch auch auĂerhalb der StreitkrĂ€fte entwickelten diese Flugobjekte nach dem Zweiten Weltkrieg eine Eigendynamik, nachdem erstmals auch von Privatpersonen rĂ€tselhafte Objekte am Himmel gemeldet wurden. Aus einer Sichtung wurden zwei, aus zweien wurde immer mehr und der Begriff des âUnidentifizierten Flugobjektsâ verwandelte sich langsam in das âUnbekannte Flugobjektâ. Seine Herkunft wurde nun nicht mehr in den dĂŒsteren Labors des politischen Gegners angesiedelt, stattdessen vermutete man Besucher aus dem All. Bis heute hat die Sichtung von UFOs und die BeschĂ€ftigung mit ihnen nicht aufgehört. Je nach Zielgruppe oder dem, was die Presseticker her- bzw. nicht hergeben, erhalten sie auch ihre WĂŒrdigung in den Medien. âUfologenâ nennen sich die Vertreter jener âParawissenschaftâ, die sich mit dem Beweis der Existenz auĂerirdischer FluggerĂ€te beschĂ€ftigt. âPara-â ist ein lateinisches PrĂ€fix und steht wahlweise fĂŒr ânebenâ oder fĂŒr âfalsch, entgegenâ.
Dem Scharfsinn dieser wachen Geister ist auch die Klassifizierung in âUFOs im engeren Sinneâ, âUFOs im weiteren Sinneâ und âIFOsâ zu verdanken, also âIdentifizierter Flugobjekteâ. So wird die Lenticularis-Wolke auf dem Urlaubsfoto erst einmal zum âUFO im engeren Sinneâ, da nicht identifizierbar. Nach Abgleich mit anderen Wolken kann sie dann zum âUFO im weiteren Sinneâ deklassiert werden, da sie identifiziert werden konnte, dies aber erst zu einem spĂ€teren Zeitpunkt möglich war. Der HeiĂluftballon hingegen, den man auf der UFO-Jagd sichten konnte, wird als âIFOâ klassifiziert, da deutlich identifizierbar. Nun ja, wenn man sonst nichts zu tun hat, ist das sicherlich ganz unerhaltsam. Und so zwitschern die gefiederten âIFOsâ in den BĂ€umen, wĂ€hrend sie vor den dicken âIFO-Tropfenâ Schutz suchen, die auf die Erde niederprasseln.
Dabei ist die Beobachtung von unerklĂ€rlichen PhĂ€nomenen so alt wie die Menschheit. Waren es frĂŒher die Weisen und Sterndeuter, die Hohepriester und Wahrsager, die mit kluger Umsicht daraus zu deuten wussten, was ihr Herrscher und Brötchengeber zu hören wĂŒnschte, wurde ein GroĂteil der Erscheinungen mit der Evolution der Wissenschaftsmethoden durch naturwissenschaftliche Erkenntnisse aufgeklĂ€rt. Dort, wo diese Methoden nicht greifen, mĂŒssen nun eben wieder die alten ErklĂ€rungsmuster aushelfen. Da die sich am Himmel bekriegenden DĂ€monen und die feuerspeienden Göttervögel leider ebenfalls von der Wissenschaft eliminiert worden sind, mĂŒssen nun zwangslĂ€ufig SphĂ€ren herhalten, in denen die Wissenschaft noch keine Deutungshoheit hat. Warum man nun aber annimmt, die AuĂerirdischen hĂ€tten a) irgend eine Ăhnlichkeit mit uns Menschen und b) wĂ€ren auf FluggerĂ€te angewiesen, die wir als solche zu erkennen vermögen, erschlieĂt sich uns nicht. Das ist etwa so stichhaltig wie die Umsetzung religiöser Vorstellungen in Bildform. Das kann hĂŒbsch sein, schadet erst einmal niemandem, aber es ist eigentlich vollkommen egal, da der Mensch nun einmal menschlich ist, Gott oder die Götter göttlich und AuĂerirdische sich primĂ€r dadurch definieren, nicht hier zu sein.
Auch die Vermutung, dass unsere Regierungen so gemein sind, dass sie den einfachen Menschen ihr geheimes Wissen ĂŒber die Aliens vorenthalten, wirkt da etwas paranoid. Dass PrĂ€sident Obama durch Petitionen dazu gezwungen wurde, offiziell bekannt zu geben, die Regierung stĂŒnde nicht in Kontakt zu AuĂerirdischen, ist Ă€hnlich grotesk, wie die Verlautbarung des kasachischen Regierungschefs, das NationalgetrĂ€nk Kasachstans sei keinesfalls vergorener Pferde-Urin, obwohl dies von einem Film-Comedian glaubhaft versichert worden war. Dass Tony Blair im Zusammenhang mit der âFreedom of Information Actâ nun ausgerechnet die britischen âUFO-Archiveâ freigab, könnte man als Zeichen politischen Zynismus sehen. Denn es ist sicherlich angenehmer fĂŒr die StaatsfĂŒhrung, wenn die BĂŒrger sich mit derart unbrisanten Themen herumschlagen, statt wesentliche Fragen zu stellen. Bereits im Zweiten Weltkrieg wurde so manche Blendgranate fĂŒr ein âUnidentifiziertes Flugobjektâ gehalten.
Aber vielleicht macht es ja auch einfach SpaĂ, ein wenig herumzufantasieren und sich auszumalen, was wĂ€re, wenn… Damit haben sich auch schon sehr intelligente Menschen, wie etwa Stanislaw Lem, Isaac Asimov oder Philip K. Dick, die Zeit vertrieben. Die zahlreichen UFO-Symposien, die allĂŒberall stattfinden, dĂŒrften sicherlich alles andere als un-originell sein. FĂŒr die Hotels ist es eine willkommene Belegungsgarantie und, welch Wunder, natĂŒrlich gibt es auch so manche Postverwaltung, die begeistert in das Thema einsteigt. Wir haben Ihnen hier ein paar Briefmarken zusammengestellt. Persönlicher Favorit ist die regenbogenfarbene 5 Cent-Marke aus Grenada. Denn die linke BildhĂ€lfte mit der Unterschrift âGermany 1561â ist das Werk des NĂŒrnberger Briefmalers Hanno Glaser, der seinerzeit das âsehr erschröcklich Gesicht an der Sonnâ dokumentierte, welches am 14. April 1561 die Bewohner der Stadt in Angst und Schrecken versetzt hatte.
Ansonsten halten wir es mit dem Bonmot: âDer beste Beweis fĂŒr die Existenz auĂerirdischer Intelligenzen ist, dass sie uns noch NICHT kontaktiert habenâ. Bis dahin suchen wir weiter nach der irdischen.
MittelmeerlÀnder 2024/2025 (E 9)
ISBN: 978-3-95402-479-7
Preis: 74,00 âŹ
Versandkostenfreie Lieferung innerhalb Deutschlands.
Jetzt bestellen