Briefmarken von Nivea wieder lieferbar
Die Portocard Individuell mit Briefmarken von Nivea kann ab sofort wieder bestellt werden. Als wir erstmals über die Aktion von Beiersdorf berichteten, war die zweite Auflage der Portocards bereits vergriffen. Nun ist eine dritte Auflage der zehn Briefmarken erschienen, die zum Nennwert von 5,80 Euro geordert werden können. Mit den Portocards Individuell hatten die Marketingleute der Beiersdorf-Marke zweifellos eine gelungene Werbeidee. Man darf davon ausgehen, dass nicht alle Nivea-Marken in Briefmarkenalben landen, sondern viele als Frankatur ihre Werbebotschaft übermitteln.
Das wäre sicherlich ganz im Sinne von Oscar Troplowitz, der den Grundstein für den Erfolg von Nivea legte und heute vor 150 Jahren geboren wurde. Troplowitz stammte aus einer wohlhabenden jüdischen Familie, die in Gleiwitz einen Weingroßhandel führte. Nach seinem Pharmazie-Studium ließ er sich in Hamburg nieder, wo er die 1882 von Paul Carl Beiersdorf gegründete „Fabrik dermotherapeutischer Präparate“ erwarb.
Dem jungen Unternehmen mit damals elf Mitarbeitern stand eine große Zukunft bevor. Für den Erfolg entscheidend war eine Erfindung des Chemikers Isaak Lifschütz Anfang des 20. Jahrhunderts. Er entwickelte den Emulgator Eucerit, mit dessen Hilfe sich Wasser und Öl verbinden lassen. Eucerit gemischt mit Paraffinen ergibt die Salbengrundlage Eucerin, die große Mengen Wasser aufnehmen kann. Damit war die Basis einer Allzweckcreme geschaffen. Troplowitz erwarb 1911 das Patent für den Emulgator. Im Dezember 1911 schließlich kam die „Mutter aller Cremes“, wie sie von Beiersdorf genannt wird, auf den Markt – Nivea, die Schneeweiße (abgeleitet vom lateinischen Adjektiv niveus = schneeweiß). Vor 1911 gab es natürlich auch Hautcreme. Diese bestand aber aus tierischen Fetten, die sich schnell zersetzten und ranzig wurden.
Nivea ist der größte unternehmerische Erfolg von Troplowitz, aber bei weitem nicht der einzige. 1901 entwickelte er den medizinischen Klebeverband, den er Leukoplast taufte. 1909 folgte ein Lippenpflegestift, den er „Labello“ nannte. Beide Bezeichnungen wurden im Laufe der Zeit zu Gattungsnamen. Mit dem Tesa-Film sollte später das Gleiche passieren. Doch der 1896 entwickelte sogenannte „Beiersdorf-Kautschuk-Klebefilm“ erhielt diesen Namen erst 1936, als Troplowitz nicht mehr lebte. Er war nicht nur ein erfolgreicher Unternehmer, sondern auch einer, der sozial dachte und handelte. 1912 führte er eine wöchentliche Arbeitszeit von 48 Stunden ein, was damals als fortschrittlich galt. Er zahlte Urlaubs- und Weihnachtsgeld und bot ein kostenloses Mittagessen an. 1916 gründete er eine Pensionskasse.
Mit zunehmendem Alter interessierte sich Troplowitz für Kunst und ging unter die Sammler. Er war der erste deutsche Privatsammler, der einen Picasso erwarb (1909). Heute ist seine Sammlung im Kunstmuseum Bern zu bewundern.
Oscar Troplowitz starb 1918 im frühen Alter von 55 Jahren an einem Gehirnschlag. In seinem Todesjahr agierte Beiersdorf bereits weltweit und hatte 500 Mitarbeiter.
Alpenländer 2024 (E 1)
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