Marke der Woche: Souveräner Orden
Die heutige Marke der Woche ist eine Gemeinschaftsausgabe Rumäniens mit dem Souveränen Malteserorden vom 14. Dezember. Kann ein Orden Briefmarken herausgeben? Philatelistisch strenggenommen nicht, aller Souveränität zum Trotz. Der Duden bietet für das Attribut „souverän“ die drei Deutungen „unumschränkt, überlegen und selbstständig“ an. Im Falle der „Souveränen Malteserordens“ gilt natürlich die letztgenannte. Die Unabhängigkeit eines Kirchenordens lässt sich theologisch natürlich leicht rechtfertigen, allerdings haben die Malteser dadurch einen besonderen Status, dass sie als nichtstaatliches Völkerrechtssubjekt gelten. Das bedeutet, dass ihnen rein völkerrechtlich Gleichberechtigung gegenüber anderen originären Völkerrechtssubjekten – also Staaten – gewährt wird. (…weiter…)
Aber betrachtet man die Geschichte dieser Institution, erklärt sich diese Sonderstellung von selbst. Um 1050 hatten Kaufleute aus Amalfi in Jerusalem ein Spital gegründet, welches sich der Betreuung und Pflege christlicher Pilger widmete. Bereits seit der Spätantike gab es diese frühe und spirituell motivierte Form des „Tourismus“. Im frommen Mittelalter stellten diese Pilgerfahrten eine wichtige Kommunikationsverbindung dar, über die Nachrichten und Entwicklungen ihre Verbreitung fanden, zum Teil aber auch historische Prozesse angestoßen wurden. Man denke an die normannischen Pilger, die um das Jahr 1000 bei einen Zwischenstopp in Salerno der lokalen Bevölkerung gegen eine Gruppe plündernder Sarazenen zur Hilfe kamen und in der Folge eher zufällig Süditalien eroberten. Aber auch wirtschaftlich waren die Pilger zu einem Faktor geworden, folglich lag der Schutz dieser Reisenden eigentlich allen am Herzen, die daran verdienen konnten. Nach der Eroberung Jerusalems durch die Ritter des ersten Kreuzzuges fand das Jerusalemer Hospital tatkräftige Unterstützung durch Ritter, die eine christliche Aufgabe im neuen Königreich suchten. Das Ergebnis war der „Ritterliche Orden Sankt Johannis vom Spital zu Jerusalem“, kurz Hospitaliter oder Johanniter genannt. Die Pflege der Kranken war dabei nur ein Bereich, der Schutz der Pilgerwege vor Räubern und vordringenden Moslemtruppen ein anderer. Zahlreiche prächtige Burgen wurden errichtet.
Doch die Zeit des Königreichs von Jerusalem sollte bald vorüber sein, die letzten hartnäckig verteidigten Stützpunkte wurden aufgegeben, einer der letzten war etwa die Johanniterburg Krak des Chevaliers. Die Ordensritter der Johanniter siedelten nach dem Fall des Heiligen Landes zuerst nach Zypern über, bis zwischen 1306 und 1309 schließlich – im Pakt mit lokalen Piratenfürsten – Rhodos erobert werden konnte. Damit gelang dem Orden, seiner selbst gestellten Aufgabe des Kampfes gegen die „Ungläubigen“ treu zu bleiben, auch wenn man dazu die christliche griechische Bevölkerung der Insel unterwerfen musste. Diese waren aber Mitglieder der Ostkirche und damit bei den Katholiken nur unwesentlich beliebter als die Moslems. Mit Hilfe einer starken Galeerenflotte wurden die Johanniter bald zum Schrecken des östlichen Mittelmeeres. Der Glaubenskampf zur See unterschied sich dabei allerdings kaum vom Vorgehen wohl organisierter Piraten, aber wenigstens geschah dies mit dem Segen des Papstes. Hartnäckig wurde die Insel über 200 Jahre lang gegen die erstarkenden Osmanen gehalten, bis die Lage schließlich aussichtlos geworden war. 1522 verließen die Ritter, von ihren türkischen Bezwingern mit allen Ehren behandelt, Rhodos und ließen sich schließlich 1530, von Karl V. offiziell belehnt, auf Malta nieder. Auch hier wurden sie bald von den türkischen Osmanen bedrängt. Die nun „Malteserritter“ genannten Glaubenskrieger vermochten die Insel jedoch gegen die feindliche Übermacht zu halten und konnten ihre Beutezüge fortsetzen. Malta erblühte bald zum größten Sklavenmarkt Europas, auf dem die andersgläubigen Besatzungen der aufgebrachten Schiffe verkauft wurden.
Erst 1798 wurden die christlichen Herren durch Napoleon vom strategisch wertvollen Eiland vertrieben. Damit endete die Zeit, in welcher der Orden auch terretorial quasi wie eine eigenständige Nation waltete und wirtschaftete. Nach der Eroberung der Insel durch die Briten blieb Malta bei Großbritannien, obwohl eine Rückgabe an den Orden erwogen wurde. Jedoch wurde man sich über den künftigen Status nicht einig, zumal auch die Bevölkerung begann, Mitsprache einzufordern.
Heute sitzt die Zentrale des Souveränen Malteserordens in Rom. Die Rumänische Post stellt dem Malteserwappen den Wappenschild des großen Türkenkämpfers Mircea cel B?trân an die Seite, der im ausgehenden 14. Jahrhundert die Walachei in hartnäckigen Guerillakämpfen gegen die vordringenden Osmanen verteidigte. Er schmückt auch das Zierfeld.
Deutschland 2024/2025
ISBN: 978-3-95402-489-6
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