Marke der Woche: Litauens Sieg
Aus Litauen kommt diese Woche eine Sondermarke zum 650. Jubiläum eines großen Sieges. Im Herbst 1362 gelang es einem litauischen Aufgebot unter Großfürst Algirdas das vereinigte Heer dreier Mongolenfürsten entscheidend zu schlagen. Die sich bereits im Niedergang befindliche „Goldene Horde“ der Mongolen, die über 100 Jahre lang das Gebiet der Kiewer Rus besetzt hatte, verlor ihren Einfluss im Norden Russlands. Das Großfürstentum Litauen dehnte sein Gebiet weit in den Süden aus und erreichte seine größte Ausdehnung vor dem späteren Zusammenschluss mit Polen. (…weiter…)
Die mittelalterliche Geschichte Osteuropas wird kaum in mitteleuropäischen Schulen gelehrt und so verwundert es nicht, dass dieses Ereignis von durchaus weltgeschichtlicher Bedeutung noch nicht einmal einen deutschsprachigen Wikipedia-Eintrag bekommen hat. Zugegeben, die Quellenlage ist mager. Der Name „Schlacht an den Blauen Wassern“ ist für die geografische Zuordnung auch keine Hilfe. Korrekt fand das Treffen allerdings schon an den „blauen Wassern“ statt, nämlich am „Sinie Vody“, Snjwoda bzw. Siniukha, einem Nebenfluss des Südlichen Bug. Der Ort zeigt, dass die Litauer fern ihrer Heimat kämpften. Großfürst Algirdas hatte die Streitigkeiten zwischen den mongolischen Fürsten zum Anlass genommen und sich weit in die Tatarensteppe hineingewagt. Er handelte also aus einer Position der Stärke heraus. Auch das ist bemerkenswert.
Seit dem Erscheinen der Mongolen in Südrussland und dem ersten Zusammentreffen mit Russen und Kumanen an der Kalka 1223 waren die Steppenreiter wie in einem unaufhaltsamen Siegeszug durch Osteuropa gezogen. Das große Kiew ging in Flammen auf, polnische und deutsche Ritter wurden vernichtend geschlagen und selbst die als ebenso wilde Reiter gefürchteten Ungarn waren überrannt worden. Das Baltikum gehörte allerdings nicht zu den Zielgebieten der Mongolen. Die Landschaft und Vegetation war nicht für Reiterheere geeignet. Eine Tatsache, die auch der Deutsche Ritterorden in seinen jahrzehntelangen Bemühungen, der baltischen Länder Herr zu werden, einräumen musste. Auch hier waren es die Litauer, die zwar oft geschlagen aber nie besiegt wurden. Noch während die Litauer ihre mongolischen Gegener vernichteten, plünderten deutsche Ordensritter erneut litauische Städte. Doch die Sieger der „Blauen Wasser“ nahmen später in der Heimat den Kampf gegen die Invasoren erneut auf.
Die Auswirkungen ihres Sieges 1362 hatten jedoch Teil an der weiteren Entwicklung Osteuropas. 1380 verbündeten sich russische Fürsten unter der Führung des aufstrebenden Großfürsten von Moskau und schlugen ein weiteres mongolisches Heer auf dem Kulikowo Pole, dem „Schnepfenfeld“. Die Zeit der „Goldenen Horde“ war noch nicht vorbei, aber ihr Einfluss verschwand zunehmend, bis sie schließlich als „Krimtartaren“ ihr letztes, kleines Refugium zuerst an die Osmanen, dann an das russischen Zarenreich verloren. Das polnisch-litauische Großreich der Jagellionen sollte hingegen das Schicksal Osteuropas für Hunderte von Jahren mitbestimmen.
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