Raoul Wallenberg: Held des 20. Jahrhunderts
Heute vor 100 Jahren wurde Raoul Wallenberg geboren; wann er gestorben ist, ist ungewiss. Es ranken sich nach wie vor viele Geheimnisse um das Leben des Schweden, doch eines steht außer Frage: Raoul Wallenberg war ein Menschenfreund sondergleichen. Im Juli 1944 reiste der damals 32-jährige Geschäftsmann mit schwedischem Diplomatenausweis nach Budapest, um ungarische Juden vor dem Zugriff der SS und den Pfeilkreuzlern, den ungarischen Faschisten, zu bewahren. Er verteilte schwedische Schutzpässe und richtete Schutzhäuser mit Krankenstationen ein. Zehntausende Juden bewahrte er so vor der Deportation.
Auch andere neutrale Staaten wie die Schweiz, vertreten durch den Konsul Carl Lutz, und der Vatikan sowie das Internationale Komitee des Roten Kreuzes bemühten sich nach Kräften, die Juden in Budapest zu retten. Wallenbergs Einsatz aber kann heute als der bedeutendste und wohl auch mutigste eingestuft werden. Beharrlich hielt er an seiner Sache fest, auch nach einer Morddrohung von SS-Führer Adolf Eichmann.
1945 verloren sich Wallenbergs Spuren. Bekannt ist, dass er im Januar 45 von den Sowjets verhaftet und nach Moskau verschleppt wurde, weil man ihn der Spionage verdächtigte. Im Jahr 2000 erklärte Russland, Wallenberg sei unrechtmäßig aus politischen Gründen inhaftiert und 1947 hingerichtet worden. Doch bewiesen ist das nicht. Ehemalige Gefangene wollen Wallenberg in den 70er- und 80er Jahren gesehen haben. Einige Wissenschaftler halten es für möglich, dass er unter falscher Identität in russischen Straflagern lebte.
Raoul Wallenberg kann als einer der wenigen Helden des 20. Jahrhunderts bezeichnet werden, dessen Name hierzulande viel zu wenigen etwas sagt. 1995 schlug Ignatz Bubis vor, anlässlich des 50. Jahrestages von Wallenbergs Verschwinden eine Sonderbriefmarke herauszugeben. Das Bundesministerium für Post und Telekommunikation folgte dem nicht. Ungarn, Schweden, Israel, die USA und weitere Staaten haben Wallenberg mit Postwertzeichen gewürdigt. Eine Marke aus Deutschland fehlt bis zum heutigen Tag.