200 Jahre Schlacht bei Salamanca
Heute vor 200 Jahren, am 22. Juli 1812, erlitt eine napoleonische Armee auf der spanischen Halbinsel eine empfindliche Niederlage, die parallel zum Russland-Desaster das Ende der französischen Hegemonie auf dem Kontinent einleitete. 1807 waren spanische und französische Truppen in einem Bündnis zur Eroberung und Aufteilung des neutralen Portugals angetreten. Das kleine Königreich am Atlantik konnte den vereinigten Armeen wenig entgegenstellen und so war Lissabon am 1. Dezember in der Hand der Invasoren. Die Königsfamilie allerdings hatte sich bereits zwei Tage vorher per Schiff nach Brasilien abgesetzt. Aber auch für Spanien zeigte sich bald, welch unheilvollen Partner man sich ins Land geholt hatte. Zwar herrschte anfangs eine durchaus positive Einstellung in der Bevölkerung, die sich von den republikanischen Ideen der Franzosen eine Verbesserung ihrer Lebensumstände erhofft hatte. Doch ging Napoleon recht unvermittelt dazu über, das Land ohne Skrupel einfach zu übernehmen, militärische Schlüsselpositionen zu besetzen und schlussendlich den König abzusetzen. Den Thron übergab er stattdessen seinem Bruder Joseph Bonaparte.
Die Stimmung in Spanien kippte und es entwickelte sich eine Situation, mit der der siegreiche Beherrscher Europas nicht gerechnet hatte. Heute ist der Begriff „Guerilla“ ein Allgemeinplatz, damals jedoch, als Kriege auf Schlachtfeldern geführt wurden, traf der Widerstand in Form eines „kleinen Krieges“ die Invasoren vollkommen unvorbereitet. Zwar wurde eine spanische Armee nach der anderen im Feld besiegt, aber gleichzeitig stiegen die Verluste der Franzosen durch Attacken aus dem Hinterhalt. Kuriere verschwanden spurlos auf ihren Missionen, Nachschublinien wurden immer unsicherer und die moralische Wirkung auf die französische Generalität lässt sich deutlich am immer härteren Durchgreifen der Besatzer ablesen.
In dieser Situation sah das durch die Kontinentalsperre isolierte Großbritannien seine Chance, auf dem Kontinent einzugreifen. Ein Expeditionskorps unter dem Kommando von Sir Arthur Wellesley, dem späteren Duke of Wellington und Sieger von Waterloo, landete in Portugal und vermochte aufgrund der taktischen Fähigkeiten seines Kommandanten gemeinsam mit wieder aufgestellten portugiesischen Verbänden die Franzosen an mehreren Punkten zurückzuwerfen. Bis 1809 war die französische Besetzung Portugals aufgehoben. Was folgte, waren Jahre verbissener Kämpfe auf spanischem Boden. Französischer Nachschub wurde durch unablässige Aktionen lokaler Milizen und den taktischen Zügen des defensiv starken Wellesley aufgewogen. Das portugiesische und spanische Volk litt, doch kämpften die vertreuten Guerilla-Truppen weiter. Es ist durchaus anzunehmen, dass diese beständige Demoralisierung der Franzosen eine wichtige Grundlage für die strategischen Siege der britisch-portugiesischen Einheiten bildeten.
Als am 22. Juli 1812 ein zahlmäßig leicht überlegenes französisches Herr versuchte, den weit ins spanische Binnenland vorgestoßenen Wellesley von seiner portugiesischen Basis abzuschneiden, erkannte dieser die durch einen Umgehungsversuch der Franzosen überdehnte Linie und befahl eine Infanterie- gefolgt von einer alles niederreitenden Kavallerieattacke. Die Franzosen wehrten sich tapfer, doch war ihnen das Glück nicht hold. Ihr Kommandeur Marschall Marmont wurde von einer britischen Granate getroffen, sein Nachfolger fiel ebenfalls verwundet aus. Schließlich lösten sich die französischen Linien unter den unausgesetzten britischen und portugiesischen Attacken auf. Die Verluste waren auf beiden Seite hoch und es sollte noch viel Blut fließen, bis Spanien die französische Besatzung abgeschüttelt hatte. Doch seit Salamanca schien der Wind gedreht zu haben. Den einst als unbesiegbar geltenden Franzosen wehte er künftig ins Gesicht…