Keine Macht den Drogen
Heute ist „Weltdrogentag“. Klingt etwas seltsam. Gemeint ist natürlich „Anti-Drogen-Tag“, oder, ganz genau, der „International Day against Drug Abuse and Illicit Trafficking“ was soviel wie „Internationaler Tag gegen Drogenmissbrauch und unerlaubten Drogenhandel“ bedeutet. Festgelegt wurde das Datum vor fast 25 Jahren, im Dezember 1987, von den Vereinten Nationen. Mit dem hehren Ziel, eine Gesellschaft ohne Drogenmissbrauch zu schaffen. Ähnlich wie der Weltnichtrauchertag ist der Weltdrogentag jedes Jahr Anlass für Aktionen und Pressemitteilungen. Oder zur Ausgabe von Briefmarken…
Heute warnt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) erneut vor dem sogenannten „Koma-Saufen“ von Teenagern. „Knapp 180 000 Jugendliche trinken sich einmal pro Woche in einen Rausch“, so BZgA-Direktorin Elisabeth Pott in einem Interview. Was kann man dagegen tun? Prävention ist angesagt, Verbote allein können da kaum helfen. Und gerade in Deutschland ist Alkohol eine legale, gesellschaftlich akzeptierte Droge, oft gehört zum Initiationsritus von Jugendlichen der erste Vollrausch anlässlich der Konfirmation dazu. Seit es Menschen gibt, in allen Kulturen und zu allen Zeiten, hat es auch immer Drogen gegeben. Und also auch den Drogenmissbrauch. Der Krieg dagegen wird jedoch mit den falschen Waffen geführt, der „War on Drugs“ ist längst verloren. Die Illegalisierung von Drogen wie Heroin, Kokain, Opium oder Marihuana hat vielmehr dazu geführt, dass es für Kleinbauern viel lohnenswerter ist, Pflanzen wie Mohn, Koka, oder eben Cannabis anzubauen, als Nahrungsmittel zu produzieren.
In Mittel- und Südamerika führen Polizei und Militär einen aussichtslosen Kampf gegen Drogenbanden, die jeden Tag unzählige unschuldige Menschen ermorden. Nun gibt es Überlegungen von Politikern in der Region, diese bisher illegalen Drogen zu legalisieren. Denn die USA sind zwar bei weitem der größte Kokain-Absatzmarkt, aber die Staaten südlich des Rio Grande haben die größten Probleme mit der Kriminalität und Gewalt rund um den Drogenhandel. Allein in Mexiko geht man von 50 000 Toten aus – nicht Drogentoten, sondern Gewaltopfern. Und in Kolumbien haben die Behörden die Kontrolle über ganze Landstriche verloren. Würde man den Besitz von Drogen entkriminalisieren, könnten Milliarden Euro eingespart werden, die in Entwöhnungsprogramme gesteckt werden könnten. Eine Legalisierung etwa von Marihuana könnte darüber hinaus die Drogenkartelle schwächen. Und wenn es einen legalen Markt gäbe und weiter kontrolliert wird, könnte es für Drogenhändler lukrativer sein, Steuern zu zahlen, als weiter unter Gefahr von Verfolgung illegal zu produzieren. Allerdings werden die USA dabei nicht mitspielen. Doch kann man sich anlässlich des Weltdrogentags ja mal ein paar Gedanken machen…
Fest steht eines: Drogen wird es immer geben, und wer sie nehmen will, wird sie auch bekommen. Der Umgang mit dem Drogenmissbrauch ist ein gesellschaftliches Problem, eine Herausforderung, der man mit Mitteln des Strafrechts allerdings niemals beikommen wird. Dazu kommt noch ein ganz anderer Aspekt: Bei vielen Jugendlichen lassen sich im Umgang mit Internet, Facebook oder Computerspielen bereits Anzeichen einer starken Suchterkrankung erkennen – wie soll man eigentlich damit vernünftig umgehen?