Vom Unsinn: Lear und der Limerick
Bei uns kaum bekannt, wird heute, vorwiegend im englischen Sprachraum, der „International Limerick Day“ gefeiert. Limericks, diese fünfzeiligen Scherzgedichte, werden die meisten noch kennen, aber warum wird dieser Tag am 12. Mai begangen?
Nun, heute vor genau 200 Jahren wurde in London der Maler, Illustrator und Schriftsteller Edward Lear geboren. Und Lear gilt als einer der ersten berühmten Vertreter und Klassiker der Nonsens-Literatur. Unsinn? Genau. Als bekanntestes Werk von Lear gilt nämlich das ,Book of Nonsense“, das er 1846 veröffentlichte. Und dieses Buch steckte voller Illustrationen und Limericks, die sich durch das völlige Fehlen von Sinn oder Pointe auszeichneten. Und gerade daraus ihre Komik beziehen.
Dabei begann das Leben von Edward Lear alles andere als komisch: Im Alter von vier Jahren musste er seine Familie verlassen und wurde von seiner ältesten Schwester großgezogen, da der Vater sich verspekuliert hatte und nicht mehr für seine zwanzig (!) Kinder sorgen konnte. Dazu kamen epileptische Anfälle und Depressionen. Edward lernte früh, dass er sich selbst versorgen müsste und begann bereits im Alter von 15 Jahren als Illustrator zu arbeiten. 1830 veröffentlichte er seine „Illustrations of the Family of Psittacidæ, or Parrots“, mit denen er sich einen ausgezeichneten Ruf als ornithologischer Zeichner erwarb. Lear reiste ausgiebig, arbeitete viel mit dem britischen Vogelkundler und Tiermaler John Gould zusammen und erteilte der Königin Victoria Zeichenunterricht. Nur mit seinen Ölgemälden wollte sich kein rechter Erfolg einstellen.
Dafür hat er sich als Meister der Nonsens-Literatur unsterblich gemacht: 1967 veröffentlichte er sein bekanntestes Gedicht, „The owl and the pussycat“, 1871 publizierte er „More Nonsense“, 1876 seine „Laughable Lyrics“. Im deutschen Sprachraum wandelten zum Beispiel Christian Morgenstern, Ringelnatz, Heinz Erhardt oder Robert Gernhardt auf Lears literarischen Spuren. Edward Lear starb am 29. Januar 1888, zu seinem 100. Todestag im Jahr 1988 ehrte ihn die Royal Mail mit der Herausgabe von vier Sondermarken.